Stadt der Zukunft

Intelligente Energie-Lösungen für Gebäude und Städte

In Nachfolge von Haus der Zukunft wird im Herbst 2013 die erste Ausschreibung des neuen BMVIT-Technologie-Programms STADT der Zukunft gestartet. Der Fokus dieses Programms liegt auf Technologien und Dienstleistungen für die STADT der Zukunft. Betrachtet wird die Ebene der Quartiersplanung, des Stadtteils oder der urbanen Region.

In dieser ersten Ausschreibung werden folgende thematische Schwerpunkte behandelt:

  • Urbane Systeme und Services
  • Gebaute Infrastruktur
  • Urbane Energiesysteme

Auf Basis zahlreicher Vorarbeiten und ExpertInnen-Beiträge wurde eine inhaltliche Konzeption für die erste Ausschreibung entwickelt. Auf dieser Plattform finden Sie Hintergrundinformationen zur Programmstrategie sowie die drei Schwerpunkte mit den jeweiligen Themen, die zur Ausschreibung gelangen sollen. In einem abschließenden Public Consultation-Prozess wird nun die Möglichkeit eingeräumt, nochmals Anmerkungen zu den geplanten Ausschreibungsinhalten vorzunehmen oder ergänzende Projektideen zu nennen.

Aufgrund der erfreulich hohen Anzahl an konstruktiven Vorschlägen und Anregungen wurde die Frist für das Einbringen von Kommentaren um 7 Tage, bis 7. August 2013, verlängert. Das Forum ist nun geschlossen.

Weitere Anregungen und Ideen können Sie uns per E-Mail an office@hausderzukunft.at senden.

  • Zentrale Schwerpunkte im Bereich Energie
    • Urbane Systeme und Services
    • Gebaute Infrastruktur
    • Urbane Energiesysteme
  • Start der ersten Ausschreibung: 26. September 2013
  • Laufzeit: mind. 5 Jahre; Förderbudget 40 Mio. EUR
    • ca. 8 Mio. Euro pro Jahr

24 Gedanken zu „Stadt der Zukunft

  1. Kislinger

    vielen Dank für die Einladung zur Diskussion. Diese ist dringend zu führen. Als planender Konsulent in der Provinz stelle ich die Frage nach dem Verhältnis von Urbanität und Infrastruktur zum Umland, deren Abgrenzung und notwendigen Interaktionen. Ist das Ein- und Abgrenzen des Systems nach bekannten Methoden noch zeitgemäss? Ich verweise hier auf Rem Koolhaas und seinen Schwerpunkt auf ländliche Entwicklung: zB. http://oma.eu/projects/2010/roadmap-2050.
    Ich wünsche den Dialog mit dezentralen Ansätzen.

  2. Hubert Biedermann

    Ein höchst relevanter Aspekt ist auch die Vision wieder mehr Fabriken in die Städte zu bringen. Diese müssen künftig noch mehr und auch global vernetzt sein. Fabriken in urbaner Umgebung müssen bestmöglich integriert werden und den Nachhaltigkeitsgesichtspunkt proaktiv vorantreiben. In der Stadt der Zukunft wird sich die Art und Weise, wie wir produzieren, radikal verändern. Fabriken müssen wieder zurück in die Wohnwelt der Menschen kommen. In der vorindustrialisierte Vergangenheit (Handwerker) war dies selbstverständlich. In der Stadt der Zukunft dürften aber auch Selbstständige und kleine Unternehmen an Gewicht gewinnen. Die Städte müssen sich auf diese neue, flexible und mobile Arbeitswelt ebenso einstellen wie Industrieunternehmen die derzeit schon über Arbeitskräftemangel klagen und die Mitarbeiter das Pendlerdasein satt haben. Darüber hinaus steigt in der Bevölkerung das Verständnis und die Bedeutung der industriellen Produktion. Mit Dienstleistung und Tourismus allein kann die EU und Österreich seinen Wohlstand nicht absichern.

    Daher bitte diese Aspekte auch in die Förderschiene aufnehmen!

    Besten Dank für die Gelegenheit des Diskussionsbeitrages!

    Univ.Prof. Dr. Hubert Biedermann

  3. Schwarzmüller Erwin

    Was ist aus der Bandstadt geworden, für die Zone Bratislava Wien Wr. Neustadt wäre diese Entwicklung entlang hochrangiger öff. Verkehrsverbindung eine Befreiungsmöglichkeit aus der Fessel des verbrennungsmotorisierten Individulverkehrs, ein wesentlicher Schritt zur Verringerung von Treibhauswirksamen Emissionen und der Auslandsabhängigkeit für Energieimporte.
    Die Durchmischung der Funktionen innerhalb der Quartiere wird darüber hinaus ein Aspekt der Überlebensfähigkeit unserer Urbanität sein, dieser Anachronismus des Pendelns muss endlich aufhören, er hat mich u.a. auch aus Wien vertrieben. Gerade heute können viele Produktionen & Dienstleistungen problemlos in die Quartiere integriert werden. Die heutigen Widmungsbeschränkungen auf Wohnen Praxis und Büro lassen die Stadt verarmen und veralten und produzieren Fehlbestand in der Bebauung, der durch teure Mieten von allen Nutzern zu bezahlen ist.
    Mehr freie Widmungen führen zu lebendigen Quartieren,
    weniger Zertifikate Normen etc. die das Bauen und Leben in der Stadt teuer und unlebendig machen.

    Schließlich mehr Leben und weniger Konsum („too many people buy goods they dont need to impress people they dont like“ Zitat Gea)
    dann muss nicht jedes Wochenende die halbe Bevölkerung mit dem Auto aus der Stadt flüchten.

  4. David Forstner

    Hallo,

    zu meiner Person: Betreiber einer EEG-Subventionierten Photovoltaik mit 12.5kWh. (Stand 2010 33 Cent pro 1kWh, 2013: 17Cent und rechnet sich immer noch!, ausser die EU erhebt Strafzölle!)
    Fahrer eines Renault Twizy (9kWh pro 100km, Reichweite 66km Geschwindigkeit 80km/h)

    muss ich sagen: Was die Mobilität an geht ist für mich ganz klar: Im grünen Wohnen, nahe zur Arbeit elektrisch fahren (Car2GO Prinzip, mit Ladesäule im Dorf), dann den Rest radeln.

    Ein menschenwürdiges Leben führen.

    Bitte auch genau anschauen: „Audi Wertle Wind-Gas“ http://buergerenergieberatung.wordpress.com/2012/01/10/methanisierung-fraunhofer-wandeln-strom-in-erdgas-um-langzeitspeicherung-energie-long-term-storage-energy-100-percent-renewable-is-doable/

    Ihr Österreicher seit Wahnsinnig Innovativ! GO! GO! GO!

  5. Doris Hammermüller

    Thermische Sanierung im Großvolumigen Wohnbau- soziale Prozesse, auch im gesetzlichen Rahmen neu denken, Wirksamkeit von neu zu gestaltenden Vorschriften – „Einsparverordnung“ für Stadtteile? intelligente Lösungen f. erneuerbare Energie in der Stadtentwicklung

  6. Karl D.

    Im Rahmen des neuen Programms sollte berücksichtigt werden:

    Best-Practice-Review: Sanierung, Eigenstromverbrauch, Eigenversorgung, Mobilität (Äquidistanz), Anpassung an den Klimawandel
    rechtliche Aspekte z.B. Eigenstromverbrauch von Strom aus PV-Anlagen (Stichwort rückwärtslaufender Zähler)
    Sanierung der Gebäude: Einsatz nachwachsender Rohstoffe, Austausch von Haushaltsgeräten durch effizientere Anwendungen – Einfluß des Verbraucherverhaltens auf den Energieverbrauch (Reboundeffekte mit und ohne Beratung oder z.B. Smart Meter)
    Sanierung, Einsatz effizienter Geräte und Abdeckung des restlichen Energiebedards durch erneuerbare Energieträger – Einsatz von Speichern, Verschiebung von Lasten untersuchen
    Mobilität sollte ebenfalls berücksichtigt werden: zusätzlich zu oben genannten Aspekten auch die Äquidistanz (Ausräumung parkender Autos von der Oberfläche und menschenfreundliche Umgestaltung der Oberfläche – Begrünung, Nahversorgung unterstützen…), CarSharing, Leihrad…
    Anpasssung an den Klimawandel – Umgestaltung von Bebauungsstrukturen (Begrünung, passive Kühlung, Trinkwasserbrunnen…)….

  7. Hans Schnitzer

    Wenn die Wege kürzer werden, ist auch das Verkehrsproblem lösbar. Arbeit, Einkauf und Bildung (Schulen) muss wieder fußläufig erreichbar sein. Fabriken müssen so arbeiten, dass man vor den Werkstoren leben kann. Dann ziehen Leute auch wieder in die alten Industriestandorte.
    Daher „Fabrik der Zukunft“ mit „Stadt der Zukunft“ kombinieren!

  8. Rudolf Dangl

    Städte als aufwändige, daher langlebige Infrastruktur bedürfen einer ausreichend vorausschauenden Planung. Sie stellen auch die Manifestation gesellschaftlicher Verhältnisse dar. So weit, so banal.

    Sollten sich diese Verhältnisse jedoch einschneidend ändern, besteht die Gefahr, dass die bis dahin verfestigten Strukturen nicht mehr zu den veränderten Bedürfnissen passen und radikal verändert gehörten, was einen enormen Aufwand nach sich zöge.

    Nun ist in unserer Gesellschaft aber ein sich beschleunigendes Umdenken zu beobachten: und zwar von einer sozialen Ordnung, die durch Gegeneinander bestimmt ist, hin zu einer Ordnung, die auf Miteinander beruht (kurz: kooperieren statt tauschen).

    Das hat unweigerlich zur Folge, dass wir alle inneren Reibungsverluste sehr rasch aus unserem System eliminieren, bildlich gesprochen, den „Sand aus dem Getriebe“ nehmen werden.

    Diese „Reibungswärme“ macht locker weit über 2/3 der gesamtgesellschaftlich umgesetzten „Energie“ aus. Es ist ja bekannt, dass wir das, was wir jetzt an (materiellen) Gütern produzieren, problemlos auch mit max. einem Wochenarbeitstag bewerkstelligen könnten, eine intelligente Umorganisation unserer Gesellschaft vorausgesetzt (Stichwort: „20-Prozent-Gesellschaft“).

    Hinzu kommt, dass wir aus heutiger Sicht revolutionäre Technologien (die ja weitgehend schon in den Schubladen liegen) nutzen werden. Dagegen erscheint das, was oft als im Zusammenhang mit „Green Economy“ u.ä. gepriesen wird, schon heute als „Schnee von gestern“.

    Fazit: unser Lebenswandel wird sich grundlegend verändern — man könnte auch von einem sozialen Quantensprung sprechen.

    Ich halte es für klug, solchen sich abzeichnenden Entwicklungen bei der Konzeption von Städten der Zukunft heute schon Rechnung zu tragen.

    Rudolf Dangl
    Institut für intuitive Zukunftsforschung

  9. Hermann Proyer

    Gesellschaften werden sich aus verschiedenen Gründen in den nächsten Jahrzehnten verändern. Einer der Wege für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Gesellschaft ist jene der immer stärker werdenden gemeinschaftsorientierten Gesellschaft (Lit.: http://www.postwachstumsoekonomie.org; http://www.sozialoekonomie.info/Archive/Archiv_Geld-_und_Bodenreform/archiv_geld-_und_bodenreform.html; Befreiung vom Überfluss: Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie – Nico Paech). Hier sind auch neue Funktionen und Netzwerke gefragt, die nur dann wachsen können, wenn auch widmungsmäßige Offenheit und Veränderbarkeit möglich ist. Bespielsweise sind Zentren für kleine Produktionsstätten, für Handel und Verteilung, Freiraumaktivitäten der Selbstversorgung und des Lernens zu schaffen. Diese Maßnahmen sind oft nur mit Ausnahmegenehmigungen durchzufürhen, sind derzeit noch weit von planerischer und gesetzlicher Selbstverständlichkeit angesiedelt. Qualitäten wie privates Grün, eigener Garten mit eigenem Anbau von Produkten, usw. also jene die im heute noch so attraktiven Speckgürtel der Städte als vermeintlichen naturnahen Raum vermutet werden, sind in das städtische Gefüge einzubauen um den Drang nach „hinaus aus der Stadt“ einzudämmen. Das Thema „mehr an Freizeit“ ist mit dem Thema „mehr an Nutzer orientiertem Freiraum“ eng zu verknüpfen und mit den demographischen Aspekten der gesellschaftlichen Entwicklung in einen städtebaulichen Kontext zu stellen. Leben in der Stadt soll als eine Symbiose der Funktionen Wohnen-Arbeit-Freizeit-Kultur attraktiviert werden. Alle diese Themen scheitern in der Umsetzung oft an Strukturen die auf vorhandenen und wenig gesetzlichen Rahmenbedingungen aufbauen, Eigentum, Organisationsformen und Finanzierung betreffend. Es sind weniger neue Ideen gefragt, als gesetzliche Rahmenbedingungen, die diese Ideen in den Bereich der Realisierbarkeit gleiten lassen.

  10. Christoph Mandl

    Aus meiner Sicht sind die 2 strategischen Ziele „Entwicklung von resilienten Städten mit hoher urbaner Lebensqualität“ sowie „Reduktion der Klimawirkung“ von herausragender und nachgerade zivilisationserhaltender Bedeutung. Deshalb sollten die anderen 3 strategischen Ziele, alle operativen Ziele, die Programmspezifika und die Thematischen Ausrichtungen klar als Sub-Ziele der 2 zentralen strategischen Ziele positioniert werden, d.h. jedes eingereichte Projekt sollte dominant oder auschließlich dahingehend bewertet und ausgewählt werden, welchen Beitrag das Projekt zu den 2 obengenannten strategischen Zielen wahrscheinlich leisten wird. Diese Fokussierung auf die 2 strategischen Ziele und die Unterordnung und Zuordnung aller anderen strategischen Ziele, operativen Ziele, Programmspezifika und Thematischen Ausrichtungen zu diesen 2 strategischen Zielen sollte sowohl den Antragstellern als auch der Jury als klare Vorgabe kommuniziert werden.
    Als zweite Anregung gehe ich von der Hypothese aus, dass Technologien, um resiliente Städte mit hoher urbaner Lebensqualität zu entwickeln sowie um die Klimawirkung zu reduzieren bereits existieren, aber aus vielerlei und unterschiedlichen Gründen nicht bzw. zu langsam in die Stadtentwicklung integriert werden. Deshalb sollte das Programm „Stadt der Zukunft“ primär auf Pilot- und Demonstrationsprojekte fokussieren und zwar auf jene, durch die resiliente Städte mit hoher urbaner Lebensqualität am meisten entwickelt sowie die Klimawirkung am meisten reduziert werden.
    Erst durch den durchgängigen Fokus des Programms – und damit der Auswahl der Projekte durch die Jury – auf die 2 herausragenden strategischen Ziele wird es gelingen, eine hohe Hebelwirkung des Programms und damit Pareto-Effizienz zu erreichen.

  11. Andreas Windsperger

    Mir gefallen die gelesenen Forumsbeiträge sehr gut. Der Wunsch nach Rückintegration der Fabriken entspricht der gewünschten Entwicklung in Richtung funktionaler Durchmischung in Ballungszentren und wäre unbedingt zu fördern. Allerdings ist die Forderung nach umgebungsneutraler Produktion auch nicht immer leicht zu erfüllen, obwohl es zahlreiche energetische Synergien gibt, die man nutzen sollte. So ist im Rahmen der Entwicklung der Energiestrategie spontan eine AG „Energieraumplanung“ entstanden, die das zum Thema hatte. Daher möchte ich den Wunsch konkretisieren, die „Möglichkeiten und Synergien bei der Einbindung von Produktions- und Dienstleistungsbetrieben in Wohngebieten“ zu thematisieren.
    Andererseits finde ich die Frage, auch bei schon angenommener Durchmischung, wie sich ein solches Ballungszentrum entwickeln soll auch als wesentlich. Die früherern Städte zeigten hier vernetzte Insellösungen im Sinne der Viertel für Tuch, Leder,… Werden zukünftig solche Satelliten-ähnliche Strukturen sinnvoll sein mit guter öffentlicher Verbindung, oder und wie wäre eine Gesamtdurchmischung für einen größeren Ballungsraum denkbar.
    Soweit einige Ideen, die mir beim Lesen eingefallen sind

    Mit bestem Dank für den Diskussionsimpuls
    Andreas Windsperger, IIÖ

  12. Peter Biermayr

    Der aktuelle globale Megatrend der Urbanisierung erlaubt aufgrund seiner Deutlichkeit und Tragweite kaum mehr prinzipielle und fundamentale Fragestellungen. Aus meiner Sicht sind jedoch weder die langfristige sozio-ökonomische Stabilität urbaner Strukturen noch die Möglichkeit eines langfristigen Betriebs solcher Strukturen unter 100% erneuerbarer Energie-, Stoff-, Nahrungs- und Dienstleistungsversorgung hinreichend untersucht. Empirische Evidenz zur sozio-ökonomischen Stabilität von Städten ist in Europa z.B. anhand von Athen gegeben. In dieser Stadt ist im Zusammenhang mit der Finanz- u. Wirtschaftskrise eine deutliche Flucht aus der Stadt und eine Verarmung weiter Bevölkerungsschichten mit elementaren Problemen (z.B. Sicherstellung der Nahrungsversorgung) zu verzeichnen. Weiters untersuchens- und dokumentierenswert erscheinen mir die mit der Urbanisierung in Entwicklungs- und Schwellenländern einhergehenden Lebensumstände der beteiligten Menschen, welche in der Regel zu 90% unter unwürdigen Umständen außerhalb der Stadtzentren leben. Die Bedeutung des Themas wird auch angesichts der z.B. in China politisch favorisierten Urbanisierung unterstrichen. Anhand von globalen Fallbeispielen lassen sich urbane Strukturen unter unterschiedlichsten ökonomisch-strukturellen Rahmenbedingungen untersuchen und Schlüsse für mögliche Entwicklungspfade urbaner Strukturen unter veränderten Rahmenbedingungen können gezogen werden. Solche Fragestellungen sind auch für ein nationales Forschungsprogramm relevant. Denn davon auszugehen, dass immerwährendes Wirtschaftswachstum und unbeschränkte Verfügbarkeit von (fossilen) Energieträgern den Fortbestand und Betrieb urbaner Strukturen im heutigen mitteleuropäischen Stil sichern werden, ist wohl einigermaßen naiv.
    Ich hoffe, dass es im Rahmen dieses begrüßenswerten Forschungsprogrammes auch Raum für kritische und systemische Fragestellungen geben wird.

  13. Herbert Saurugg

    Danke für die Einladung.
    Die bisherigen Kommentare enthalten schon sehr wichtige Aspekte.
    Aus meiner Sicht stehen wir unmittelbar vor sehr turbulenten Zeiten. Insgesamt befinden wir uns in der Transformation zur Netzwerkgesellschaft, die wahrscheinlich unser Zusammenleben wesentlich verändern wird. Ein solcher Schritt passiert natürlich nicht heute auf morgen. Dennoch ist es unverzichtbar, diese Entwicklungen bei der Planung von Infrastrukturen mitzuberücksichtigen. Ein ganz besonders Thema ist dabei das Thema „Smart“ – ein Schlagwort das heute inflationär verwendet wird. Meistens in Verbindung mit technischer (IKT) Vernetzung. Leider sind sich viele Beteiligte dabei nicht bewusst, dass damit komplexe Systeme geschaffen werden, die ein völlig anderes Systemverhalten haben, als unsere bisherigen linearen, maschinistischen Systeme. Die damit verbundenen Herausforderungen werden meist unterschätzt (siehe hierzu auch http://www.cybersecurityaustria.at).

    Kurz um, für die Planung unserer zukünftigen Infrastrukturen ist auf jeden Fall ein weiterer Blick über den Tellerrand erforderlich. Hierbei sollten etwa Aspekte aus der Systemtheorie, Komplexitätstheorie, Kybernetik oder der Selbst-Organisationstheorie ebenfalls in die Planungen einfließen. Das Problem dabei ist, dass diese Felder derzeit kaum bearbeitet werden und daher ein Nischendasein fristen, aber gerade für die bevorstehenden Veränderungen wichtige Beiträge liefern können.
    Besonders zu berücksichtigen sind mögliche Entwicklungen in Form von Energiekrisen, Auswirkungen des Klimawandels, Infrastrukturausfälle durch zu hohe Komplexität, etc. Dies inkludiert auch die Resilienz der Menschen – die leider häufig vergessen bzw. zu wenig oder zu spät eingebunden werden. Und gerade dieser Aspekt wird sich in der Netzwerkgesellschaft wesentlich verändern – Transparenz, Partizipation und Kollaboration sind dabei wesentliche Aspekte! Top-Down Ansätze werden immer weniger akzeptiert – siehe etwa Stuttgart21 – offene Kommunikation ist daher von Beginn an unverzichtbar. Das in kürze meine Gedanken zu diesem Thema.

    Eine Anmerkung noch zum Thema „globale Megatrend der Urbanisierung“ – ich frage mich immer, unter welchen Annahmen diese Zukunftsprognosen getroffen werden. Aus der Sicht der Netzwerkgesellschaft handelt es sich eher um ein nicht sehr erfolgreiches Überbleibsel aus dem Industriezeitalter. Vor allem das Thema „Megacity“. In der Natur gilt „small is beautiful“ – und das ist auch besser überlebensfähig. Zu hohe Konzentration hat sich noch nie bewährt. Damit wird wohl einmal mehr die Notwendigkeit unterstrichen, sich auch bei diesem Thema mit möglichen Zukunftsentwicklungen auseinanderzusetzen.

  14. Markus Piringer

    Die Weiterentwicklung der Fragestellungen von einem „Haus der Zukunft“ zu einer „Stadt der Zukunft“ ist sehr spannend. Gleichzeitig werden die Fragestellungen damit sehr komplex.
    Städte sind allem voran soziale Systeme (viele Menschen auf engem Raum), die mit technischen und natürlichen Infrastrukturen in Wechselwirkung stehen. Wenn der Titel „Stadt der Zukunft“ und die strategischen Zielsetzungen (z.B. „Entwicklung von resilienten Städten mit hoher urbaner Lebensqualität“) in ihrer vollen Tragweite ernst gemeint sind, können die operativen Ziele der Programmlinie nicht ausschließlich das Thema Energie beinhalten.

    Wenn sozial-ökonomische Strukturen ins Wanken kommen (Beispiel Athen) verlieren technische Fragestellungen an Bedeutung, bzw. die Rahmenbedingungen für die Schaffung / Instandhaltung technischer Systeme ändern sich radikal. Resilienz hängt dann viel mehr von den Möglichkeiten der Selbstorganisation bzw. Reorganisation sozialer und ökonomischer Systeme (Gestaltungsspielräume), sozialer Kohäsion, den Kompetenzen der EinwohnerInnen, einer flexiblen und innovativen Verwaltung etc. ab.

    Herausfoderungen wie Migrationsentwicklungen, Umweltbelastungen und Versorgungsprobleme, Verkehrsüberlastungen, soziale Konflikte etc. (Herausforderungen wie in der Programmstrategie erwähnt) können nicht allein durch technische Innovationen gelöst werden. Das Innovationspotenzial dieser Programmlinie kann in der Möglichkeit liegen, große urbane Herausforderungen – mit allem Respekt vor deren Komplexität – vernetzt zu denken, mutige bereichsübergreifende Pilotprojekte zu entwickeln und diese zu beforschen. Investitionen in Technologie / Infrastrukturen sollten dann mit Investition in soziale Infrastrukturen (Öffentlichkeitsbeteiligung; Bildungs- und Beratungsarbeit, Gemeinwesen-Strukturen) kombiniert werden.

    Markus Piringer
    Alexandra Bauer
    „die umweltberatung“ Wien

  15. Dr.Günther Beck

    Wetterprognose für die Steuerung / Regelung von Heizung und Kühlung! Das Verfahren ist bekannt und wird in Großgebäuden ab 10.000 m² eingesetzt. ETH Zürich,MeteoSwiss, Siemens, schwedische Universitäten und Firmen haben den Nachweis erbracht und rechnen mit Einsparungen von 10-20 kWh/m²a.

    ABER: bisher sind die Kosten für die Wetterdaten und Hardware zu hoch und die Investition rechnet sich für Gebäude unter 10.000 m² kaum.
    TROTZDEM: es gibt Möglichkeiten, das kostengünstig und trotzdem in ausreichender Qualität zu machen und den „Volkswagen der Wetterprognosen“ breit verfügbar zu machen. Bei entsprechender Bündelung von 800-1500 könnte man die Kosten auf einmalig unter 500,- senken (bei Einsparung 1,-/m²a!)

    Ein Ansatz mit breitem Potential und rascher Wirksamkeit.

  16. Markus Gansterer

    Aus Sicht von VCÖ – Mobilität mit Zukunft haben jene Städte Zukunft, in der die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen mit weniger Energie- und weniger Platzverbrauch befriedigt werden. Mobilität ist ein wesentlicher Faktor mit großem Einfluss auf die Lebensqualität einer Stadt. Neue effiziente Technologien sind dabei ein wichtiger Baustein neben planerischen und organisatorischen Lösungen.

    Im VCÖ-Factsheet lesen Sie, wie smarte Mobilität auf energiesparende und umweltschonende Weise den Menschen in einer Smart City ein hohes Maß an Vielfalt, Freiheit und Individualität bieten kann: http://www.vcoe.at/de/publikationen/vcoe-factsheets/details/items/wie-mobilitaet-in-einer-smart-city-aussieht

    In Österreich lebt die Hälfte der Bevölkerung in Ballungsräumen. Bis zum Jahr 2030 nimmt die Bevölkerungszahl in den urbanen Bereichen um eine halbe Million zu. Gerade in den Städten ist das Potenzial sehr groß, Probleme wie hohen Energieverbrauch und Ressourcenknappheit mit intelligenten Maßnahmen zu lösen. Die „Smart City“ umfasst alle Lebensbereiche, von der Energieversorgung über Wohnen und Mobilität bis hin zur Ökonomie. Der Verkehrssektor ist ein wesentlicher Faktor bei der Erreichung von Klima- und Effizienzzielen und bei der Steigerung der Lebensqualität in Städten.

    In den Städten sind die Voraussetzungen für einen Mobilitätswandel sehr gut. So soll laut EU die Nutzung von Pkw mit fossilem Antrieb bis zum Jahr 2030 um die Hälfte verringert werden. Und bis dahin sollen die Städte eine CO2-freie Güterlogistik erreicht haben. Die Ziele auf EU-Ebene sind aber nur erreichbar, wenn bereits kurzfristig Maßnahmen gesetzt werden. Die Mobilität in einer Smart City ist vielfältig und intermodal. Energieeffiziente und platzsparende Mobilität hat Vorrang. Der Öffentliche Verkehr, Gehen, Radfahren und Carsharing werden daher noch wichtiger werden.

  17. Wilfried Flatz

    Wir wollen für 500 Personen nach den Ideen von Neustart Schweiz „Genossenschaftlich“ bauen, wohnen, leben. Es soll auch eine „Stätte der Forschung“ werden. Dafür suchen wir Unterstützer und Ideengeber
    Viel Spaß beim lesen der Broschüre

  18. Manfred Sonnleithner, eNu

    Energie und Mobilität stellen zweifellos, gerade in Stadtstrukturen, schon heute und verstärkt in Zukunft, vordringliche Themen für unsere Gesellschaft dar. Die mit Abstand aber größte Herausforderung der Stadtentwicklung betrifft das soziale Gefüge. Der Zuzug unterschiedlichster Bevölkerungsschichten mit unterschiedlichsten Ansprüchen und Ideologien in die Ballungszentren ist ungebrochen. Dies birgt viele Chancen aber auch jede Menge Konfliktpotenzial. Stadt- und Quartiersplanung darf sich dieser Problematik nicht entziehen, sondern muss konkrete Lösungsansätze bieten, wie dies zum Beispiel bei der Sanierung des Kauerhof’s (Wien 15, Prof. Malloth) beispielhaft gelungen ist. Eine funktionierende Stadt stärkt nicht das Trennende sondern das Miteinander, das Durchmischen von Funktionen, Prozessen, Kulturen, Ethniken, usw.
    Grundsätzlich darf Stadtentwicklung keinesfalls nur zu Gunsten der wohlhabenden Mittelschicht erfolgen.
    Dienstleistungen kommt eine wesentliche und unverzichtbare Funktion zu, man denke an Altenbetreuung, Generationenwohnen, Migrationsthematik, u.v.m.
    Ein oft bemühtes Zitat zum Abschluss: Eine Stadt ist niemals fertig gebaut!

  19. Dietmar Kanatschnig, ÖIN

    Ich kann die Kommentare, die eine stäkere Berücksichtigung der gesellschaftlichen Aspekte der Stadt der Zukunft empfehlen, voll und ganz unterstreichen. Mit der sehr begrüßenswerten Ausweitung von Haus der Zukunft auf Stadt der Zukunft wurde nicht nur eine neue Systemebene, sondern mit ihr auch eine drastische Komplexitätsteigerung des Forschungsgegenstandes erreicht. Die Stadt der Zukunft wird sich nicht allein durch technische Innovationen herausbilden (das zeigen auch alle Studien zum völlig unterschätzten Rebound-Effekt), sondern entwickelt sich im Dreieck Stadtplanung/Stadtentwiclung – Technologie – Lebensweisen der StadtbewohnerInnen. Selbst ein technologiebezogenes Forschungsprogramm sollte daher nicht bloß im technologischen Bereich allein verankert sein, sondern sich an der Schnittstelle von Technik und Gesellschaft positionieren. Das würde zweierlei bedeuten:
    1. Innovationen sollen nicht nur die Technologien selbst, sondern genauso der Prozess der Technologieentwicklung erfassen. Die stärkere Einbindung der StadtbewohnerInnen, um deren künftige Lebensweisen es ja schließlich geht, vergrößert sowohl Ideenreichtum als auch Akzeptanz und damit Umsetzungschancen nachhaltiger Stadttechnologien.
    2. Die mit dem neuen Forschungsprogramm geförderten Technologien soll nicht bloß bestehende Strukturfehler abfedern (etwa durch den Ausbau des ÖV zwischen reinen Wohn-/Schlafstätten und Arbeitsstätten) und diese damit – wenngleich unter etwas weniger ungünstigen Auswirkungen – aufrechterhalten, sondern viel stärker ursachenbezogen eine nachhaltige Stadtentwicklung induzieren bzw. unterstützen (also etwa eine bessere räumliche Funktionsmischung von Arbeit, Wohnen, Nahversorgung, Freizeit usw.).
    Die Stadt der Zukunft ist gleichzeitig auch der Lebensraum der Zukunft für einen Großteil der Bevölkerung. Das Denken in Energiesystemen und Infrastrukturen soll sich daher nicht nur an Effizienzkriterien, sondern insbesondere an den Bedürfnissen und Visionen der StadtbewohnerInnen orientieren. Und dies nicht erst in einer späteren Auschreibung, sondern von Anfang an. Das könnte dem geplanten Forschungsprogramm Flügel verleihen.

  20. Peter Hinterkörner

    Die WIen 3420 AG als Entwicklungsgesellschaft für eines der größten europäischen Stadtentwicklungsgebiete, aspern Seestadt, begrüßt grundsätzlich den schon im Programm „Haus der Zukunft plus“ eingeschlagenen Weg Richtung Siedlung – Stadt – Stadtregion. Auf den zweiten Blick fallen allerdings einige Ungereimtheiten auf:
    zum einen wird das Fördervolumen dem Themenfeld und dem formulierten Anspruch nicht gerecht; dies umso mehr, als Umsetzungsprojekte angestrebt werden. Um 8 Mio pro Jahr?!? Die vielen, bunten Projektideen, was man denn alles zum Thema STADT machen müsste, zeigen ja auch eher, dass eine noch stärkere Fokussierung nottut – denn eine substanzielle Vergrößerung der Förderung darf wohl nicht angenommen werden.
    zweitens ist der Fokus halt doch recht technologielastig, was dem namensgebendem Ministerium vermutlich nicht angekreidet werden kann; dann wäre allerdings ein „re-naming“ des Programms zu empfehlen („Stadt-Technologien der Zukunft“ – und damit eine Reduktion des Anspruchs und der Themenbreite, was wiederum besser mit dem Fördervolumen korreliert).
    Eine andere Strategie wäre eine konsequente Ausrichtung auf zwei Begriffe, die in den Strategischen Zielen unter Programmzielsetzungen genannt werden: „Resilienz“ und „urbane Lebensqualität“. Würde man rund um diese Begriffe alles anordnen – und entsprechend auch die Technologieforschung darauf ausrichten, wäre das wohl ein (zu?) deutlicher Paradigmenwechsel. (siehe auch Kommentar dort)
    Ansonsten wäre eine Ausrichtung des Ministeriums auf Stadtentwicklung ja eine begrüßenswerte Initiative – vgl. BRD: BM für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung – aber in Ö wohl utopisch.

  21. Ronald Pohoryles

    Das Programm ist gut überlegt, allerdings sind die Mittel doch zu gering, um den ambitionierten Zielsetzungen Genüge zu tun. Die vorgeschlagenen Programmlinien (Schwerpunkte) und Forschungsthemen betreffen Kernfragen einer nachhaltigen Stadtentwicklung; die über weite Strecken einseitige Technologieentwicklung ist allerdings ein Problem, da sehr viel auch von gesellschaftlichen Wertvorstellungen und dem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer (etwa: Verbraucherinnen und Verbraucher) abhängt. Aus der Verkehrsforschung gibt es hier zahlreiche Beispiele: Ensparungspotentiale, die neue Technologien ermöglichen, werden durch geändertes Fahrverhalten zunichte gemacht.

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