1.3 Stadtqualität und urbane Struktur

Das Themenfeld „bauliche Dichte versus Nutzerdichte“ ist komplex: Unter Berücksichtigung von Infrastruktur sind urbane Dichte, Raumplanung, Nachverdichtung / Stadterneuerung und Sanierung wesentliche Fragestellungen. Neben den technologierelevanten Rahmenbedingungen dürfen auch Lebensqualität und Attraktivität einer Stadt nicht außer Acht gelassen werden.

1.3.1 Gesamtqualität einer Stadt messen

  1. (Weiter-) Entwicklung von zentralen Indikatoren (KPI – Key Performance Indicators) für Smart Cities bzw. die Entwicklung integrierter Monitoring Konzepte auf strategischer Ebene für die großflächige Kontrolle korrektiver Maßnahmen
  2. Indikatoren für unterschiedlich große „funktionale Räume“ heranziehen
  3. Umsetzung auf unterschiedlichen Planungsebenen für unterschiedlich große „funktionale Räume“

1.3.2 Stadtentwicklungsprozesse und Ressourcenmanagement

  1. Umfassende Werkzeuge für Simulation, integrierte Planung und Monitoring, z.B. Entwicklung eines statischen Tools als Entscheidungshilfe für die Städte insbesondere beim Erstellen von Strategien (Roadmaps) und Aktionsplänen, die auf einem städtischen Energiedatensystem aufbauen; oder die Entwicklung eines dynamischen Simulationstools zur zeitlichen Abbildung von Energieflüssen in Städten
  2. Immobilienentwickler-Prozesse: Wie und warum kann ein nachhaltiges Gebäude entstehen, was braucht es?
  3. Umsetzungsmodelle für geschlossene Stoffkreise
  4. Modelle für geordneten Rückbau
  5. Konzepte für Nutzung von Restwärme für Siedlungen und Gemeinden

1.3.3 Handlungsanweisungen für Raumplanung/Bebauungsplan

  1. Möglichkeiten bzw. Optimierung der solaren Ausrichtung
  2. Beweisführung der Sinnhaftigkeit z.B. von Verdichtung
  3. Integrales Verknüpfen von Best-Practice-Modellen auf Objektebene mit Stadt-, Raum- und Regionalplanung
  4. Standardisierung von Energievorgaben in Wettbewerben
  5. Energieplanung, Einbettung in Stadtplanung, (verbindliche) Instrumente
  6. Umsetzungsbeispiele zur „Stadt der kurzen Wege“ (Anknüpfung zur Mobilitätsforschung)

1.3.4 Überleitung vom Bestand zum „Neuentwurf“

  1. Ziele und Umsetzungsmöglichkeiten engagierter Sanierungen
  2. Adaptieren bzw. Entwickeln wirkungsvoller Entscheidungsprozesse für Sanierungsvorhaben

9 Gedanken zu „1.3 Stadtqualität und urbane Struktur

  1. Johannes Kisser

    Zu 1.3.2 Stadtentwicklungsprozesse und Ressourcenmanagement c. geschlossene Stoffkreise können einerseits wie unter d. verstanden werden, Schlagwort recyclingfähig konstruieren, aber auch und noch viel wichtiger in modernen Städten, kleinere Stoffkreisläufe anzudenken, die möglicherweise sogar wirtschaftlicher sind. Wenn in intelligenten Vierteln, z.B. Grauwasser auf Wand- oder Dachflächen gereinigt wird, kann es gleich wieder dort verwendet werden. Oder Schwarzwasser kann in kleineren Biogasanlagen (z.B. in Systemen direkt unterhalb der Gebäude) direkt fermentiert werden, wobei neben einem Energieträger auch Nährstoffe entstehen, die in Urban-Farming Konzepten auch gleich wieder verwertet werden können.
    Dabei müssen aber auch unbedingt inputseitig Rahmenbedingungen mitgedacht werden z.B. bezüglich Unverträglichkeit von manchen Haushaltschemikalien.

  2. RMA - Karitnig

    Der Begriff „geordneter Rückbau“ hat aus meiner Sicht in diesem Kontext zwei Bedeutungen, die noch etwas konkreter gefasst werden sollten. Zum einen geht es um den geordneten Rückbau von Gebäuden im hinblick auf Re-Use und Recycling von Baustoffen bzw. Bauteilen. Darüber hinaus sind im Zusammenhang mit dem Thema Shrinking Cities/Regions Konzepte für einen geordneten Rückbau auf Siedlungsebene erforderlich.

  3. Helmut Strasser

    Indikatoren für die „Gesamtqualität einer Stadt“ sind auch hinsichtlich der Anwendung in Entscheidungsprozessen zu sehen, nicht nur im Nachhinein als Teil eines Monitorings. Die Eignung dieser KPI´s auch als Entscheidungskriterien in der frühen Wettbewerbs-/Planungsphase sollte bedacht werden.
    Auf bestehende und erprobte QM-systeme wie e5/eea oder ISO 50001 sollte aufgebaut werden bzw. explizit Beiträge zur Weiterentwicklung dieser Systeme ausgeschrieben werden.
    Spannend wäre auch die Entwciklung von Methoden zur Transformation von städtischen Energie-Klimaschutzzielen auf konkrete Projekte auf Siedlungsebene (Bsp. 2000 W Ansatz in der Schweiz). Welche Planungsvorgaben lassen sich ableiten. Wie können diese dann verbindlich verankert werden – unter Berücksichtigung der bestehenden Gesetzgebung bzw. ergeben sich daraus Anforderungen an die Gesetzgebung.

  4. Markus Biberacher

    Im Sinne einer energetischen Effizienz, Stadt der kurzen Wege und optimalen Flächennutzung ist die bauliche Nachverdichtung sicherlich ein relevantes Thema. Dies integrative auch unter Gesichtspunkten von „Quality of Life“ Kriterien zu betrachten macht Sinn. Eine gewichtete multikriterielle räumliche Analyse von urbanen Räumen – in Abhängigkeit von variierenden räumlichen Rahmenbedingungen – kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.

  5. Ursula Mollay

    Zu 1.3.3 Handlungsanweisungen für Raumplanung/Bebauungsplan, b.Beweisführung der Sinnhaftigkeit z.B. von Verdichtung: Ich fürchte „die Raumplanung“ ist sich der Sinnhalftigkeit von Verdichtung durchaus bewusst. Die Frage ist, wie (Nach)Verdichtung an dafür sinnvollen Standorten (z.B. Gebiete die gut im ÖV erreichbar sind, Transformation bereits bebauter Gebiet als sinnvolle Ergänzungen im Stadtgefüge einer wachsenden Stadt) tatsächlich möglich gemacht werden kann. Traut sich eine Stadt bzw. eine Stadtregion, das Thema ernsthaft anzugehen, Planungskonzepte zu entwickeln/öffentlich diskutieren und in der Realität umzusetzen – und wie? (Beispiel München: http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Projekte/Langfristige-Siedlungsentwicklung.html)

  6. Ronald Pohoryles

    Zur Frage der Stadtqualität und der urbanen Struktur bedarf es explizit der – organisierten – Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger. Gerade am Beispiel der Verdichtung und der Sanierung lässt sich dies gut zeigen.

  7. Ronald Pohoryles

    Zur Frage der Stadtqualität und der urbanen Struktur bedarf es explizit der – organisierten – Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger. Gerade am Beispiel der Verdichtung und der Sanierung lässt sich dies gut zeigen. (1.3.2 und 1.3.4)

  8. Peter Hinterkörner

    Die Themenzusammenstellung wirkt unausgegoren bzw. wie eine relativ willkürliche Sammlung von Stichworten aus dem aktuellen Diskurs: Nachweis Sinnhaftigkeit von Verdichtung neben Immobilien-Entwickler-Prozessen bis zur Optimierung der solaren Ausrichtung – was ist hier die Klammer? Der Titel ist es nicht…
    Manches davon gehört zu Kapitel 1.2.
    Grundsätzlich drängt sich die Frage auf, was eigentlich viele der genannten Aspekte/Themen mit „Stadtqualität“ zu tun haben? Offenbar ist hier (einzig) die „Qualität der Stadt (und ihrer Gebäude und Infrastruktur), Ressourcen und Energie zu sparen“ gemeint! Wir sprechen aber eigentlich von der Qualität für die StadtbewohnerInnen/StadtnutzerInnen, warum sie in der Stadt leben, wohnen, arbeiten wollen. Hier fehlt die inhaltliche Verbindung. Es ist auch unklar, warum nicht HIER die Zielsetzung „Resilienz und Lebensqualität“ aufgegriffen wird.
    Der Titel gehört auch umgedreht: „Urbane Struktur und Stadtqualität“…
    Und die Einleitung wird in den Themenfeldern fast gar nicht reflektiert – außer das Thema Verdichtung.
    Was sind denn nun die wichtigen Themen zur Stadtqualität:
    Vielfältiges Angebot, kurze Wege, Wahlfreiheit der Mobilitätsform, Qualitäten des öffentlichen Raums, nutzungsoffene Strukturen/Räume, Aneignungsfähigkeit/Mitgestaltbarkeit,…
    Das Kapitel wäre daher so umzuformulieren, dass ausgehend von solchen Qualitäten eine mögliche Unterstützung durch Innovationen im Bereich Management/Governance, Technologien, Infrastrukturen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu beforschen (und zu fördern). Alle Projekt müssten daher immer auf den Erhalt, die Wiedergewinnung oder Verbesserung solcher Qualitäten abzielen, die Auswirkung/Wechselwirkung wäre nachzuweisen und die ständige Verschränkung technologie-lastiger Themen mit Umsetzungsmanagement (von Verwaltung bis Partizipation) wäre zwingend.
    Das wäre eigentlich der Dreh-und Angelpunkt des gesamten Programms!

  9. Peter Hinterkörner

    ad 1.3.1 Gesamtqualität einer Stadt messen:
    es ist zu hinterfragen, ob man nicht der Versuchung widerstehen sollte, ständig neue Indikatoren für eine angebliche Messbarkeit und Objektivierung zu entwickeln. Außerdem: vieles davon ist schon in diversen Zertifikaten untergebracht – von ÖGNB, Teil A über DGNB Nachhaltige Quartier bis BREEAM Communities und LEED Neighborhoods. Wo ist hier die Innovation?

Kommentare sind geschlossen.